#174 Scheitern als Chance: Wie Misserfolge uns stärker machen

Shownotes

Statistiken zeigen, dass 90% der Startups in Deutschland scheitern. Das verdeutlicht, dass das Scheitern von Start-ups nichts Ungewöhnliches ist. Scheitern wird dabei für gewöhnlich als negatives Ergebnis wahrgenommen, als Stolperstein auf dem Weg zum Erfolg.

Das Scheitern eines Unternehmens ist aber nicht notwendigerweise ein Indikator für die eigenen Fähigkeiten oder das Potenzial der Gründer und Gründerinnen. Außerdem kann Scheitern ein starker Katalysator für Wachstum und Innovation sein. Vorausgesetzt, man lernt, Misserfolge als Chance zu sehen. Wie das geht, erklärt in dieser Folge Ariella van Hooven, psychologische Beraterin für Startup Founder.

In dieser Folge erfährst du:

  • warum das Thema Scheitern in unserer Gesellschaft einen so schlechten Ruf hat,
  • welche positiven Auswirkungen mit Misserfolgen einhergehen können und
  • ​​welche Strategien es für Gründer und Gründerinnen, um aus dem Scheitern gestärkt hervorzugehen​ (akute Phase, Post-Game-Analysis und Grundlagen sichern mit dem Affordable-Cost-Prinzip)

Mehr zur Looking-Glass-Self-Theorie (Charles Cooley)

Mehr zu Mindful Self Compassion (Kristin Neff)

Mehr zu Sara Blakelys Story, der Gründerin von Spanx

Mehr zum Affordable-Loss-Prinzip

Über Ariella van Hooven: Ariella ist psychologische Beraterin für Startup Founder. Sie hat sowohl in Gefängnissen in Amerika und Deutschland gearbeitet als auch ein Startup als VP Operations skaliert. Heute arbeitet sie mit Gründern in den unterschiedlichsten Unternehmensphasen, kollaboriert mit Funds und Accelerator-Programmen wie „Techstars“, um die Resilienz und Reflektionsfähigkeit der Gründer zu stärken und somit den Erfolg ihres Unternehmens.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Überleg dir, was der perfekte Prozess gewesen wäre.

00:00:03: Was wäre dein perfektes Selbst gewesen,

00:00:06: was wäre dein perfekter Outcut gewesen?

00:00:08: Was würdest du anders machen?

00:00:10: Wozu hättest du ja oder nein sagen müssen?

00:00:13: Worauf würdest du dich fokussieren?

00:00:16: Oder was hättest du loslassen müssen?

00:00:18: Und wenn man das dann für sich definiert hat,

00:00:21: kann man das dann in Verhaltensänderungen umändern oder übersetzen.

00:00:25: "Besser Gründen", der Podcast von FürGründer.de.

00:00:29: Thema in dieser Folge "Scheitern, aber richtig".

00:00:33: Mit Start-up-Beraterin Ariela van Hoven.

00:00:36: Und hier ist euer Host und für Gründer-Redakteurin Elena Todewa.

00:00:40: Statistiken zeigen, dass 90% des Start-ups in Deutschland scheitern.

00:00:45: Das verdeutlicht, dass das Scheitern von Start-ups nichts Ungewöhnliches ist.

00:00:49: Für Gewöhnlich wird das als negatives Ergebnis wahrgenommen,

00:00:53: als Stolperstein auf dem Weg zum Erfolg.

00:00:55: Schaltern eines Unternehmens ist aber nicht notwendigerweise

00:00:58: ein Indikator für die eigenen Fähigkeiten

00:01:00: oder das Potenzial der Gründer und Gründerinnen.

00:01:03: Außerdem kann Schaltern ein starker Katalysator

00:01:06: für Wachstum und Innovation sein.

00:01:08: Vorausgesetzt, man lernt, Misserfolger Chance zu sehen.

00:01:10: Wie das geht, erklärt heute Ariela van Hoven.

00:01:13: Sie ist psychologische Beraterin für Start-up-Founder.

00:01:16: Sie arbeitet mit Gründern in den unterschiedlichsten Unternehmensphasen

00:01:20: und hilft ihnen dabei, ihre Resilienz und Reflexionsfähigkeit zu stärken.

00:01:24: Ariela, willkommen zurück im Podcast.

00:01:26: Vielen lieben Dank.

00:01:27: Ariela, warum hat das Thema Schaltern in unserer Gesellschaft

00:01:31: einen so schlechten Ruf?

00:01:32: Ich glaube, es liegt an mehreren Aspekten.

00:01:34: Einer ist auf jeden Fall, dass eine ganz bestimmte Unterscheidung

00:01:37: nicht stattfindet.

00:01:39: Und das scheitert die Person oder das Projekt.

00:01:42: Wir glauben oft, dass wenn irgendwie ein Unternehmen gescheitert ist

00:01:48: oder eine Idee, eine Strategie, dass die Person daran schuld ist.

00:01:53: Und das führt zu so einer Überidentifikation.

00:01:56: Und dadurch können wir uns dann schwer von diesem gescheiterten Distanzieren.

00:02:02: Und dadurch wird es einfach extrem groß.

00:02:04: Also, glaube ich eben, dass diese Unterscheidung

00:02:07: Person vs. Projekt zu selten stattfindet.

00:02:10: Und ein anderer Aspekt ist, das ist auch kulturell bedingt.

00:02:14: Also, ich bin Deutschamerikanerin.

00:02:16: Und sagen, das sind zwei sehr gegenüberliegende Mentalitäten,

00:02:20: wenn es uns scheitern geht.

00:02:22: In Deutschland ist es eher, dass, wenn man scheitert,

00:02:26: es verschwiegen wird, dass man nicht genug war oder unfähig war.

00:02:32: Während in Amerika bedeutet es, dass man mutig war, etwas auszuprobieren.

00:02:36: Es wird eher daran gemessen, wie schnell stehst du wieder auf.

00:02:40: Und wir sehen es auch in den Statistiken.

00:02:42: Also, das Global Entrepreneurship Monitor hat gezeigt,

00:02:45: dass in Deutschland jede zweite Person davon abgehalten wird,

00:02:48: zugrunden, weil sie Angst vor Scheitern hat.

00:02:51: Jede zweite Person.

00:02:52: Genau, jede zweite Person.

00:02:53: Und in Amerika zum Beispiel ist es immerhin nur jede dritte Person.

00:02:57: Und dadurch wirkt sich das natürlich darauf aus,

00:03:01: wie viele Gründungsideen und Ausführungen

00:03:05: wir dann auch in der deutschen Landschaft haben.

00:03:07: Aber ich würde schon behaupten, dass es wenigstens

00:03:10: in diesem Start-up-Kontext zu einem Wandel kommt.

00:03:14: Ich habe zum Beispiel einmal einen Klienten gehabt,

00:03:16: der zu mir meinte, es fühlte ihn absolut in Ordnung.

00:03:20: Und er war auch für Kontext bei einem amerikanischen Accelerator.

00:03:24: Da gab es auf jeden Fall den Einfluss.

00:03:26: Der meinte zu mir, das ist für den eigentlich gar nicht so ein Riesenproblem,

00:03:30: wenn jetzt seine erste Firma scheitert.

00:03:32: Weil dann startet er mit der zweiten durch

00:03:35: und dann ist er Automatisch Serial Entrepreneur.

00:03:38: Und das fand er ganz gut.

00:03:40: Kuhle Anstellung.

00:03:42: Also, da merkt man einfach auch den Unterschied,

00:03:45: dass in den USA das alles eher auf Projektebene gesehen wird

00:03:48: und das nicht so persönlich genommen wird wie bei uns in Deutschland.

00:03:51: Absolut.

00:03:53: Und wie wirken sich Misserfolge auf mich als Gründer oder Gründerin aus?

00:03:56: Welche persönlichen Auswirkungen hat das scheitern?

00:03:59: Also, ich glaube zunächst würde ich gerne einmal unterstreichen,

00:04:02: wie ambivalent dieses Start-up-Umfeld in Deutschland ist.

00:04:06: Also, wie gerade gesagt, wir haben in Deutschland die Mentalität,

00:04:09: dass man nicht scheitern will.

00:04:11: Es wird eher vertuscht, wenn es passiert.

00:04:14: Jetzt haben wir aber auf der Kehrseite im Start-up-Ökosystem

00:04:18: die Mentalität "Fail, fast, fail, often".

00:04:21: Wir wollen, dass möglichst oft iteriert wird.

00:04:24: Man geht in ein Markt mit einem Produkt,

00:04:28: was noch nicht richtig reinpasst.

00:04:31: Und es bedeutet natürlich, dass man extrem viele ausprobieren muss,

00:04:35: extrem viele verändern muss.

00:04:36: Und es hängt dementsprechend auch mit dem Scheitern zusammen.

00:04:38: Und gleichzeitig hat man auch in jeder Hinsicht der Gründungserfahrung

00:04:42: beim Product Market, wie gerade erwähnt,

00:04:45: aber auch beim Fundraising oder in Kontakt mit den Kunden

00:04:48: immer wieder diese scheitern.

00:04:50: Und das will man ja auch in diesem Start-up-Kontext,

00:04:53: weil man will auch, dass man schnell etwas verändert,

00:04:57: sich anpasst und dementsprechend auch "Cut your losses fast".

00:05:01: Also, auch bloß nicht an etwas festhält,

00:05:03: was scheinbar nicht funktioniert.

00:05:06: Diese Devise ist aber noch nicht internalisiert bei uns

00:05:09: und wird auch noch nicht ordentlich gelebt in Deutschland.

00:05:13: Obwohl ist schon jede Menge Literatur auch dazu gitt.

00:05:16: Also, das finde ich einfach mal so als Grundlage,

00:05:19: interessant nochmal, erfort zu heben.

00:05:21: Also, es gibt den Ansatz, aber er wird noch nicht wirklich gelebt.

00:05:23: Genau.

00:05:24: Nicht überall noch nicht durchgehend.

00:05:25: Und das ist ein extrem paradox,

00:05:27: dass wir in Deutschland aber dieses Start-up-Denke

00:05:31: weiter vorantreiben wollen.

00:05:32: Jetzt ist natürlich, weil du die Frage stellst,

00:05:35: wie sich Misserfolge auswirken.

00:05:37: Natürlich können Misserfolge extrem richtungsweisen sein.

00:05:41: Und ich bin mir sicher, da werden wir gleich auch noch mal

00:05:44: darauf eingehen, was für positive Auswirkungen

00:05:46: das Scheitern haben kann.

00:05:48: Gleichzeitig ist es extrem wichtig hervorzuheben,

00:05:51: dass, wenn man scheitert, es schnell Selbstweife mit sich zieht.

00:05:56: Ich habe irgendwas nicht erreicht, wie ich es mir vorgestellt habe,

00:05:59: auf Projektebene, auf Unternehmensebene.

00:06:03: Und hier ist es dann extrem wichtig, dass man das von sich löst.

00:06:07: Wie wir es vorhin eben besprochen haben, du bist nicht ein Fehler.

00:06:10: Und wenn man diesen Sprung nicht schafft,

00:06:14: unterdrückt man die eigene Intuition.

00:06:16: Und besonders in diesem innovativen Umfeld

00:06:21: muss man sich ja extrem oft trauen, Sachen zu tun,

00:06:24: die normalerweise nicht der Norm entsprechen.

00:06:28: Und ich habe das schon in Klienten von mir gesehen,

00:06:31: dass es dann zu so einer Art Schockstarre führt.

00:06:34: Ich bin jetzt zweimal gegen irgendeine Wand gefahren.

00:06:37: Ich weiß, in die mein Kapital geht nach einem dritten

00:06:41: oder vierten Mal Scheitern aus.

00:06:44: Ich trau mich gar nicht mehr etwas zu machen.

00:06:46: Und dann wird man fast apathisch.

00:06:49: Und wenn man sich aber nichts mehr traut,

00:06:52: ist es auf jeden Fall nicht mehr unternehmensfördert.

00:06:55: Und so haben wir dann auf der einen Seite

00:06:57: eben diese extremen Selbstzweifel und diese unterdrückte Intuition.

00:07:00: Man wird auch sehr risikoscheu, ja? - Absolut.

00:07:03: Und den anderen Punkt, den ich noch aufbringen will,

00:07:05: ist, es wird dann natürlich einfacher, das zu machen,

00:07:09: was andere von uns erwarten.

00:07:10: Sprich, man fällt dann in so ein People-pleasing-Modus.

00:07:13: Man hört dann eher auf das, was die Mitarbeitenden sagen,

00:07:17: was die Investierenden sagen,

00:07:19: was das restliche Co-Founding-Team sagt,

00:07:21: wenn es aber nicht unbedingt in ihrer Expertise liegt.

00:07:25: Das heißt, es führt dann dazu,

00:07:27: dass man sich dann nicht mehr auf die eigene Expertise verlässt,

00:07:30: wie im Grade gesagt die Intuition.

00:07:32: Und eine Schnittstelle dessen,

00:07:34: also von dieser Selbstzweifel und diesem People-pleasing,

00:07:38: erhebt das Looking Glass Self ganz gut hervor.

00:07:40: Das Looking Glass Self ist eine Theorie,

00:07:43: dass Menschen sich dann so verhalten, wie sie glauben,

00:07:48: dass andere Menschen von ihnen erwarten.

00:07:49: Also mein eigenes Handel ist beeinflusst

00:07:53: durch die angenommene Wahrnehmung der anderen.

00:07:55: Mhm, Looking Glass Self. - Okay.

00:07:57: Looking Glass Self, genau.

00:07:59: Und dann verliert man den Bezug zur eigenen Person.

00:08:03: Und das ist jetzt auch nicht nur ein Appell an die Fauna,

00:08:07: dass sie das immer wieder mal reflektieren müssen.

00:08:10: Also wenn es Risikokapitalgeber auch gibt,

00:08:13: an die Investierenden sich das bewusst zu sein,

00:08:16: je höher man dieses Scheitern aufhängt,

00:08:19: desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit,

00:08:21: dass die Fauna sich selbst in diesem Prozess verlieren.

00:08:25: Und die Fauna sind die treibende Kraft des Unternehmens.

00:08:29: Und diesen Bezug dürfen sie nicht verlieren.

00:08:33: Deswegen sowohl Fauna müssen sich dieses Prozess bewusst sein,

00:08:38: aber auch die Investoren,

00:08:39: wenn sie ihre Fauna mit gescheiterten konfrontieren.

00:08:43: Mhm.

00:08:45: Und du hast bereits am Anfang erwähnt,

00:08:47: dass oft nicht über das Schad dann gesprochen wird,

00:08:49: dass es oft verschwiegen wird.

00:08:51: Was sagst du, wie wichtig ist es,

00:08:53: offen über das Schad dann zu sprechen?

00:08:54: Mhm.

00:08:55: Extrem wichtig natürlich.

00:08:57: Ich glaube, es wird über das Scheitern gesprochen,

00:09:00: aber dann eher im Kontext, wenn es dann richtig gut läuft.

00:09:04: Also man hört von vielen Erfolgsgeschichten,

00:09:06: die aber dann erzählen, ja, und auf dem Weg dahin,

00:09:09: warum mir wahnsinnig viele Steine in den Weg gelegt.

00:09:12: Und das ist dann schön und gut.

00:09:14: Aber schön ist es natürlich, von Menschen zu hören,

00:09:17: wo man auch schon eine Paranele ziehen kann.

00:09:20: Und jetzt von irgendeinem Millionenechse zu hören,

00:09:23: dass es auf dem Weg dahin nicht einfach war,

00:09:25: ist für jemanden in einer Sietrunde schwierig,

00:09:30: als Stütze zu sehen.

00:09:33: Und deswegen ist es wichtig, mit Menschen zu sprechen,

00:09:36: die in einem ähnlichen Prozess inwiefern,

00:09:38: also in einem ähnlichen Stadion.

00:09:40: Und hierzu würde ich jetzt nicht unbedingt anreizen,

00:09:43: mehr auf LinkedIn zu posten oder da irgendwie auf solche Posts einzugehen.

00:09:47: Sollte Menschen zu sprechen, die auf einer Ebene,

00:09:51: wenn es um den Druck geht, um die Verantwortung

00:09:54: und auch die Risiken, da parallel zu ziehen.

00:09:57: Und das müssen vielleicht jetzt, wenn die Zuhörer,

00:10:00: Start-up-Founder sind, auch nicht unbedingt

00:10:03: andere Start-up-Founder sein,

00:10:04: sondern andere Unternehmer und Unternehmerinnen,

00:10:07: die auch mit dieser Verantwortung und mit diesem Druck umgehen

00:10:12: und da immer wieder mit dem Scheitern konfrontiert werden.

00:10:14: Ja, das kann ich nur unterschreiben.

00:10:16: Also man hört auf diese Stories von Unternehmerinnen,

00:10:18: Unternehmerinnen, die einfach große Herausforderungen bewältigt haben

00:10:22: und dann eine Erfolgsstory geschrieben haben quasi.

00:10:25: Aber diese Steps dazwischen oder diese Hürden dazwischen,

00:10:28: von denen hat man eigentlich sehr selten was in Deutschland,

00:10:30: im deutschsprachigen Raum.

00:10:31: So jetzt haben wir die negativen Auswirkungen besprochen.

00:10:34: Welche positiven Auswirkungen gibt es,

00:10:35: die mit Misserfolgern hergehen?

00:10:37: Mhm.

00:10:38: Also bevor wir in die positive Aspekte gehen,

00:10:41: würde ich gerne noch einmal hinzufügen.

00:10:43: Ich zeichne mich da gerne als Radikaler Realist.

00:10:46: Es macht, wer Spaß Erfolge zu feiern,

00:10:49: als von Misserfolgern zu lernen.

00:10:52: Ich glaube, es ist wichtig, immer wieder mal zuzugestehen.

00:10:56: Es ist absolut in Ordnung, Misserfolge ätzend zu finden.

00:11:00: Und das sage ich damit man nicht die Erwartungshaltung prägt.

00:11:04: "Oh, ich bin gescheitert, geil, da kann ich jetzt richtig toll was draus lernen."

00:11:08: Man darf es ätzend finden und es darf nervig sein.

00:11:12: Was ich jetzt stark rausheue,

00:11:14: ist, dass einfach diese toxische Positivität auf dem Platz ist.

00:11:17: Man darf ruhig etwas nicht gut finden, wenn es nicht gut ist.

00:11:20: Man braucht es nicht schön zu reden.

00:11:21: Absolut.

00:11:22: Natürlich gibt es aber auch positive Auswirkungen.

00:11:25: Bevor wir aus emotionaler Gehen,

00:11:27: würde ich gerne noch mal was zur neuroanatomischen Perspektive erzählen.

00:11:32: Und zwar da greift die Plastizität des Gehirns.

00:11:35: Sie plastiziert das Gehirn,

00:11:37: so sagt das unser Gehirn ständig im Wandel ist.

00:11:40: Wir 25 sind, verändert sich auch andauernd,

00:11:44: etwas im Sinne von alles, was wir erleben,

00:11:47: formt wirklich auf einer anatomischen Ebene unser Gehirn.

00:11:50: Und dementsprechend, wie wir Sachen wahrnehmen,

00:11:52: was für Denkprozesse wir haben, was wir können, was wir nicht können.

00:11:55: Und ab dem Alter von 25 passiert es natürlich trotzdem noch,

00:11:59: nur nicht mehr ganz häufig und intensiv.

00:12:02: Aber einerseits können wir Fähigkeiten stärken, in dem wir üben.

00:12:06: Es wird einem ja auch oft und früh beigebracht,

00:12:09: dass je öfter ich etwas übe, desto besser werde ich in der Zukunft

00:12:14: daran sein, weil es sich internalisiert

00:12:15: und auch auf anatomischen Ebene meine Fähigkeiten ausgeprägt werden.

00:12:20: Jetzt sind Fehler aber gleichermaßen wichtig,

00:12:23: weil ich mir selber dadurch kommuniziere, so will ich das nicht.

00:12:27: Und dementsprechend werde ich auch in der Zukunft anders handeln.

00:12:30: Also einfach nochmal, um es von der Perspektive zu sehen,

00:12:33: Übungen und Fehler sind gleichermaßen wichtig,

00:12:37: um daraus zu lernen und unser Handeln in der Richtung zu lenken,

00:12:41: wie wir es uns wünschen.

00:12:43: Jetzt sind Fehler natürlich extrem richtungsweisend.

00:12:47: Wir können immens viel daraus lernen.

00:12:49: Und da können wir gleich auch noch mal weiter darauf eingehen,

00:12:52: wie es sich emotional auch dann ausprägt.

00:12:56: Ja, gerne. Ich wollte sowieso gerade fragen,

00:12:57: ob es bestimmte Fähigkeiten oder Kenntnisse gibt,

00:13:00: die ich als Gründerin durch Schaden entwickeln kann.

00:13:02: Mhm.

00:13:04: Meine interessante oder ein interessanter Fähiglaube

00:13:08: ist, dass je strenger wir mit uns selber sind,

00:13:11: desto besser motivierter und zielorientierter werden wir sein.

00:13:17: Sprich, wenn ich scheiter, muss ich mit mir da selber hart sein,

00:13:22: damit es sich nochmal passiert.

00:13:24: Jetzt gibt es da eine Studie von Christine Neff zu.

00:13:27: Und da geht es um Self-Compassion, also Selbstversorgung.

00:13:32: Und diese Studie weißt du auf, also einerseits,

00:13:35: und da kann ich mir vorstellen, dass jetzt paar Hüter nicken werden,

00:13:40: sind wir uns selber gegenüber fieser als gegenüber Freunden,

00:13:47: Familie und sogar Fremden.

00:13:49: Ja, kenn ich.

00:13:50: Sowohl diese gemeine Stimmen in unserem Kopf.

00:13:55: Die kann man oft nicht ausschalten.

00:13:57: Und meistens will man sie gar nicht ausschalten,

00:13:59: weil man sagt, nee, das ist schon richtig so.

00:14:01: Ich hab ja auch gerade irgendwas hermachselt.

00:14:04: Und das muss ich mir ganz bewusst sein.

00:14:06: So.

00:14:07: Jetzt zeigt diese Studie, dass es ein totaler Schmarrn ist,

00:14:11: wenn es darum geht, dass wir daraus lernen.

00:14:15: Wenn wir netter zu uns selber sind,

00:14:18: wenn wir fürsorglicher zu uns selber sind

00:14:20: und diese Stimme eher sensibel und nett ist,

00:14:24: dann stehen wir arsch schneller wieder auf,

00:14:28: wenn man scheitert.

00:14:30: Man hat weniger Angst vor dem Scheitern,

00:14:32: weil man sich dieser Konsequenzen des gemeinen konfrontieren

00:14:37: ja, davon nicht so eine große Sorge hat.

00:14:40: Und kann dadurch eine viel größere Resilienz aufwauen.

00:14:44: Und ich auch noch mal ganz klar vorzunehmen,

00:14:47: es geht nicht darum, dass wir dann unsere Fehler nicht sehen,

00:14:51: aber man hat weniger Angst, was die Konsequenzen dieser Fehler sind.

00:14:57: Also, ich hier ganz wichtig Self-Compassion üben,

00:15:02: Selbstversorge, indem man für sich selber da ist,

00:15:07: mit sich selber spricht wie mit Freunden,

00:15:09: wenn irgendwas schiefläuft und da die erste Front

00:15:13: an Unterstützung bietet.

00:15:15: Und das ist, glaube ich, eine Fähigkeit,

00:15:17: an der wir alle arbeiten müssen.

00:15:20: Und schönerweise kann man aber das über Zeit auch aufbauen.

00:15:26: Und hier will ich auch gerne noch mal anregen,

00:15:28: wenn man mal so an sein eigenes Leben zurückdenkt,

00:15:32: kann man in Retrospective überraschen,

00:15:34: auch feststellen, dass irgendwas glücklicherweise nicht geklappt hat.

00:15:38: Und das kann sich hier auf eine Strategie beziehen

00:15:42: oder auf gewisse Investoren oder Mitarbeiter.

00:15:47: Überraschenderweise kann man Retrospective Sachen erkennen,

00:15:50: die man sich sehr gewünscht hat,

00:15:53: bei denen es aber ein doch ganz gutes Test, die nicht so geklappt haben.

00:15:56: Dieser Podcast wird präsentiert von der KfW-Bankengruppe.

00:16:00: Ob sie gründen oder in ein bestehendes Unternehmen einsteigen,

00:16:03: Fördermittel der KfW erleichtern ihnen die Existenzgründung

00:16:07: und ihre ersten Jahre der Selbstständigkeit.

00:16:09: Finden sie die passende Förderung

00:16:11: und lassen sie sich von anderen Vollblutunternehmerinnen

00:16:14: und Unternehmern inspirieren.

00:16:16: Unter kfw.de/gründen und kfw.de/nachfolge.

00:16:21: Alle wichtigen Infos dazu finden sich auch in den Shownotes dieser Folge.

00:16:25: Diese Studie von Christine Neff werden wir auch verlinken in den Shownotes.

00:16:30: Die war für mich jetzt auch sehr überraschend,

00:16:32: weil ich eigentlich aufgewachsen bin mit dem Gedanken,

00:16:35: wenn du streng zu dir bist, kommst du weiter.

00:16:37: Wenn du nicht zu dir bist, hast du zu viele Verständnis.

00:16:40: Das bringt dich gar nicht so weiter im Leben.

00:16:42: Das ist auf jeden Fall ein Glaubenssatz,

00:16:44: den wir hier über Bord werfen können.

00:16:46: Nach dem Gespräch mit dir. - Voll.

00:16:48: Und da kann man sich mal die Gründerin von Spanx.

00:16:53: Die hat eine ganz interessante Sichtweise auch noch mal.

00:16:57: Spanx, die Shapewear, oder? - Ganz genau.

00:17:00: Und die ist da, also Sarah Blakey ist da,

00:17:04: auf eine sehr intensive Atelweise aufgewachsen.

00:17:07: Die erzählt, wie ihr ihr

00:17:18: Ihr Vater abends beim Tisch saß und gefragt hat,

00:17:12: und worin seid ihr heute gescheitert?

00:17:14: Wenn sie an nichts gescheitert sind, war der total enttäuscht.

00:17:18: Und hat ihr dadurch beigebracht,

00:17:20: dass durch jedes gescheiterte Erlebnis

00:17:23: irgendwas Positives rauskam.

00:17:25: Sie erzählt dann auf der Bühne,

00:17:27: dass sie bei einem Cheerleader-Practice nicht reingekommen ist,

00:17:31: ins Cheerleader-Team,

00:17:33: aber da ihre beste Freundin kennengelernt hat und es deswegen

00:17:36: was Gutes daraus gab.

00:17:37: Das Interessante ist, was sie eben mal aufweist,

00:17:40: ist, sie hat dadurch ganz klar ein Bewusstsein dafür entwickelt,

00:17:45: dass es so viel Positives gibt, was es Scheitern mit sich bringt

00:17:50: und das wirklich durch Übung internalisiert.

00:17:54: Und hier wieder ein radical Realist.

00:17:56: Ich sage jetzt ein Licht,

00:17:57: dass man jedes Scheitern geil finden muss.

00:18:00: Aber wie sehr wir durch Übung unsere Mentalität dahin gehen,

00:18:05: dass wir das auch verändern können.

00:18:07: Das weiß sie ziemlich cool auf.

00:18:09: Da gibt es auch gute YouTube-Videos zu Sarah Blakely,

00:18:12: wie sie übers Scheitern spricht, kann ich auch empfehlen.

00:18:15: Sehr gerne, ja, können wir dann auch gerne verlinken.

00:18:18: Und somit haben wir jetzt die Auswirkungen zusammengefasst

00:18:22: bzw. die Fähigkeiten oder Erkenntnisse,

00:18:24: die man entwickelt durch das Schaltern.

00:18:26: Welche Strategien gibt es nun,

00:18:28: um aus dem Schaltern gestärkt hervorzugehen

00:18:30: oder um sicherzustellen, dass ich nicht dieselben Fehler wiederhole?

00:18:34: Wenn akut Postgeber aus ist und die Grundlagen.

00:18:39: Fangen wir mal immer guten an.

00:18:41: Also, man ist gescheitert und merkt es gerade.

00:18:44: Es ist mir ganz wichtig zu merken, jede Emotion, die du gerade spürst,

00:18:49: die wird vergehen.

00:18:50: Emotionen sind wie Wellen.

00:18:51: Sie kommen, sie piken und sie gehen auch wieder.

00:18:54: Und das sage ich, um noch mal hervorzuheben,

00:18:57: so frustriert, wie man es gerade sein mag,

00:19:01: dieses Gefühl auf Frustration wieder nachlassen.

00:19:03: Und das ist wichtig, dass man in diesem Pieck der Emotion

00:19:07: dementsprechend dann noch keine Entscheidung trifft

00:19:10: oder zu viel da reininterpretiert.

00:19:13: Weil man muss erkennen, ich bin gerade in der Akutphase

00:19:16: und alles, was ich spüre gerade, ist superintensiv.

00:19:21: Und es wird auch wieder weniger werben.

00:19:23: Und dabei kann helfen, dass man dann eine Neugierde entwickelt,

00:19:28: was für Emotion spüre ich denn gerade?

00:19:30: Ist es 'ne Wut auf mich selber vielleicht?

00:19:34: Oder auf dem Prozess ist es 'ne Frustration?

00:19:37: Ist vielleicht auch 'ne Trauer, weil ich andere Erwartungshaltungen hatte?

00:19:41: Weil je mehr man es benennt, desto leichter kann man das greifen

00:19:46: und desto schneller kann man sich dann auch wieder davon distanzieren,

00:19:49: weil diese Neugierde

00:19:52: ein Interesse für einen selber entwickelt.

00:19:54: Und dadurch blockiert man nicht einfach das,

00:19:57: was in einem selber hervorgeht.

00:19:59: Und ich hab's auch schon im letzten Podcast,

00:20:02: den wir aufgenommen haben, immer wieder erwähnt.

00:20:04: Das Thema war "Konflikte unter Co-Gründern".

00:20:07: Übrigens, ja. - Genau.

00:20:08: Und da meine Grundlage, in dem ich arbeite,

00:20:13: ist wirklich Reflexion, ist die treibende Kraft für Fortschritt.

00:20:17: Und je mehr man sich selber kennt, desto leichter kann man

00:20:22: auch solche Situationen manövrieren,

00:20:24: weil ich dann nixens weiß, okay, jetzt bin ich also noch richtig wütend

00:20:28: und jetzt kommt auch wieder diese gemeine Stimme in meinen Kopf.

00:20:31: Da auch wieder, um eine Distanz reinzubringen,

00:20:34: mag sich jetzt vielleicht ein bisschen albern anhören.

00:20:37: Aber man kann auch diese Stimme im Kopf benennen,

00:20:40: man kann deren Namen geben.

00:20:41: Also, ich will jetzt niemanden,

00:20:44: keinen Zuhörer auf die Füße drehen mit irgendeinem Namen.

00:20:47: Sagen wir einmal mal die Person, der nicht Heidi ist.

00:20:50: Und die Heidi ist dann wieder da.

00:20:52: Und wie gesagt, es mag sich albern anfühlen,

00:20:54: aber indem man diese Person benennt oder diese Stimme benennt,

00:20:58: kann ich auch ganz klar einboxen,

00:21:01: diese Stimme ist gerade da.

00:21:03: Das ist nicht die Realität, sondern das Ganze intensiviert.

00:21:07: Und ich kann mir jetzt die Heidi auch anhören,

00:21:10: aber dann kann ich der auch wieder auf Wiedersehen sagen,

00:21:13: so ein bisschen wie so eine nervige Mitbewohnerin.

00:21:16: Und dann haut die auch wieder ab.

00:21:18: Und dadurch kann man in so einem akuten Moment

00:21:22: die Situation benennen und sich dann auch sicher sein,

00:21:26: dass ich erstmal erkenne die Situation ist schlecht

00:21:29: und nicht ich als Mensch.

00:21:31: Das war jetzt die erste Phase, also die akute Phase

00:21:33: und die Strategien in der akuten Phase.

00:21:36: Und das nächste, das kommt dann die Post-Game-Analysis.

00:21:39: Genau, die Post-Game-Analysis nenne ich die gerne.

00:21:41: Und die ist jetzt in Nachgang.

00:21:44: So, und da gerne wieder diese Neugierde mitbringen.

00:21:47: Einfach mal sichs er erfahren.

00:21:48: Okay, was ist denn schief gelaufen?

00:21:50: Und hier das umderteile ich gerne zwei Aspekte.

00:21:53: Also einmal ist es wichtig,

00:21:55: höchstwahrscheinlich ist nicht jeder einzelne Schritt schief gelaufen.

00:22:00: Irgendwas ist schief gelaufen, klar,

00:22:02: man kann es absolut als Schalter nennen,

00:22:05: aber versuch zu erkennen, was alles in diesem Prozess richtig gelaufen ist,

00:22:10: damit wir auch daraus lernen,

00:22:12: was wir wieder verwenden wollen und was wir verwerfen wollen.

00:22:15: Und deswegen erstmal für sich selber definieren,

00:22:19: welche Schritte liefen den gut.

00:22:21: Das ist absoluter Neun und ist trotzdem vieler unterlaufen sind.

00:22:23: Aber schätze, was funktioniert hat.

00:22:26: So, und da kommen wir dann in den zweiten Aspekt.

00:22:29: Irgendwas ist schief gelaufen, Fehler sind unterlaufen,

00:22:33: irgendwas hat nicht funktioniert.

00:22:34: Überleg dir, was der perfekte Prozess gewesen wäre.

00:22:38: Was wäre dein perfektes Selbst gewesen,

00:22:42: was wäre der perfekte Outcut gewesen?

00:22:44: Was würdest du anders machen?

00:22:46: Oh zu, hättest du ja oder nein sagen müssen.

00:22:49: Worauf würdest du dich fokussieren?

00:22:53: Oder was hättest du loslassen müssen?

00:22:55: Und wenn man das dann für sich definiert hat,

00:22:59: kann man das dann in Verhaltensänderungen umändern oder übersetzen.

00:23:03: Weil das Handeln kommt oft zuerst und die Gefühle dann später.

00:23:08: Das heißt, was ich da meine, ist,

00:23:10: oft wird man dann, wenn man wieder aufsteht

00:23:12: und dementsprechend hat man nicht schon ein Erfolgserlebnis haben.

00:23:17: Aber wenn du so handelst, wie du es dir vornimmst

00:23:20: und das auch für dich schon so definiert hast,

00:23:22: hast du irgendwann dieses Gefühl von Bestätigung,

00:23:25: dass du deinen eigenen Ziel oder dein eigenes Vorhaben

00:23:30: erreichen kannst empfinden.

00:23:32: Und das ist extrem wichtig.

00:23:34: Also Postgame in Asis, einerseits erkennen wir das gut lief

00:23:37: und andererseits definieren genau, was du hättest anders machen müssen

00:23:41: und übersetzen das in Verhaltensänderungen.

00:23:44: Mhm.

00:23:45: Und Punkt Nummer drei war Grundlagen sichern.

00:23:48: Genau.

00:23:49: Und hier auch wieder zwei Aspekte.

00:23:51: Also die Grundlagen, weil wir eben gerne dann Sachen auf

00:23:55: das große Ganze übersetzen und nicht einfach nur hier

00:23:58: dieses Projekt geschiefgelaufen, sondern man sich dann plötzlich

00:24:01: in eine Sinnkrise gerne mal schmeißt,

00:24:04: finde ich es hier wichtig, einmal die Frage zu stellen, also,

00:24:08: warum mache ich das?

00:24:09: Konzentriere dich nochmal auf deine Werte und deine Motivation.

00:24:13: Wenn ich darauf zurückblicke, welche Entscheidungen

00:24:16: würde, würden mich stolz machen.

00:24:18: Und einfach nochmal go back to the basics, nochmal ganz klar

00:24:22: die Fragen stellen, ist es der Part, auf dem ich sein will?

00:24:27: Und nicht um, wird es irgendwie nach jedem Scheitern,

00:24:30: alles zu hinterfragen, aber mal die Parallele zu ziehen.

00:24:33: Es ist in Ordnung, dass hier was schief gelaufen ist,

00:24:35: weil im Großen und Ganzen lauf ich immer noch in eine Richtung,

00:24:38: hinter der ich stehe.

00:24:40: Und das kann extrem viel Sicherheit geben und Motivation und Rückenwind

00:24:45: für eben dieses Wiederaufstehen.

00:24:48: Und diese Selbstsicherheit.

00:24:51: Und der andere Aspekt ist das Affordable-Loss-Principal.

00:24:55: Und da würde ich auch auf jeden Fall anregen, Gründer oder Gründerin,

00:25:00: die vielleicht auch nicht bei einem Notar waren,

00:25:02: oder diesen Werdegang anstreben.

00:25:05: Das merke ich auch viel mit, ja, angehenden Gründern und Gründerinnen,

00:25:09: mit denen ich arbeite, die überlegen, ob das der richtige Werdegang ist.

00:25:15: Weil zu hinterfragen, was ist das Worst-case-Scenario?

00:25:18: Beziehungsweise, welches Worst-case-Scenario kann ich aushalten?

00:25:23: Hm.

00:25:24: Wie viel Schulden kann ich auf mich nehmen?

00:25:27: Wie viele Opportunitätskosten kann ich aufgeben?

00:25:30: Wie viel Zeit kann ich in diese Sache investieren?

00:25:34: Um sich mal dessen sicher zu sein, wie viele Schritte kann ich gehen,

00:25:39: damit ich da nicht auf diesem Punkt, auf den wir anfangs gesprochen haben,

00:25:44: in diese Risiko-Averser-Haltung fallen muss?

00:25:48: Weil ich kann mich genau so weit trauen.

00:25:51: Und bis dahin muss ich mich ausspielen.

00:25:53: Ich muss Sachen trauen, ich muss innovativ sein,

00:25:56: ich muss Schritte gehen, die vielleicht nicht sicher sind,

00:25:59: weil Star-Dubgründen oder Unternehmertum ist kein sicherer Werdegang.

00:26:04: Das ist ganz klar, du hast zu Anfangs angesprochen,

00:26:07: neun aus den Star-Dub-Scheitern.

00:26:09: Aber man muss innovativ und Risikoaffin

00:26:13: in diese Sache reingehen.

00:26:14: Und deswegen ist es gut, sich das bewusst zu sein,

00:26:17: also affordable loss, welches Scheitern oder welche Verluste

00:26:22: kann ich mir leisten, sich diese Frage mal zu stellen

00:26:25: und dann einfach ganz klar mal so einen Kontext dafür aufzusetzen,

00:26:29: in welchem Raum kann ich mich bewegen?

00:26:31: Und das kann auch noch mal viel Rückenheit geben.

00:26:34: Also so haben wir einerseits, wie gehe ich mit Scheitern im akuten Fall um,

00:26:40: also wirklich die E-Mail kommt rein oder irgendwas bricht zusammen,

00:26:44: dann die Post-Came-Analysis, wie gehe ich damit um im Nachhinein,

00:26:50: wenn ich irgendwie aus dieser hochemotionalen Phase raus bin

00:26:53: und dann einfach noch mal ganz klar Go Back to Basics,

00:26:56: wie biete ich mir diese Grundlagen, um gesichert wieder aufzustehen

00:27:01: und weiterzumachen?

00:27:02: Und wenn ich diese Arbeit leiste, wie wichtig ist da die Rolle

00:27:06: von Mentoren oder Coaches in diesem Prozess?

00:27:09: Also in der Rolle als psychologische Beraterin würde ich behaupten,

00:27:12: sehr wichtig.

00:27:13: Also ich glaube, was ich oft höre von Faunern ist,

00:27:19: ich mache das lieber mit mir selber aus.

00:27:22: Und ich verstehe den Aspekt, weil man spricht dann gerne Sachen schnell

00:27:26: mit sich selber durch.

00:27:27: Aber es ist so wichtig, Gedanken zu spiegeln, weil man dann oft eben

00:27:33: nicht merkt, dass man eben den Sprung macht von dieses Projekt

00:27:38: gescheitert, ich bin zu nichts gut.

00:27:40: Und eine andere Person kann einem das mal gut aufweisen.

00:27:43: Und ob das ein Mentor ist, ein Coach, ein Psychologe,

00:27:47: jemand anderes in seinem Umfeld, der da vielleicht

00:27:51: meine Perspektive bieten kann, es ist schon gut.

00:27:55: Und wenn man sich damit nicht wohlfühlt, würde ich empfehlen,

00:27:59: einfach mal aufzuschreiben, was gerade in einem Vorgeht.

00:28:01: Und davon dann mal Distanz zu nehmen, dann spazieren zu gehen

00:28:05: oder mal zu schlafen.

00:28:06: Und das dann einfach mal wie so ein Romanlesen oder eher wie so

00:28:10: ein Eintrag von einem unbekannten Gründer oder Gründerin.

00:28:13: Und damals schauen wir das auf einen Wirk.

00:28:15: Ist das nett, wie diese Person über sich selber spricht?

00:28:19: Würde ich jemand empfehlen, so mit sich selber zu sprechen

00:28:22: oder über sich selber nachzudenken?

00:28:25: Und so kann man eben wieder diese wichtige Distanz

00:28:28: zu ihren eigenen Gedanken und Emotionen aufbauen.

00:28:31: Also das ist dann die Hauptrolle der Mentoren,

00:28:33: diese emotionale Distanz zu schaffen.

00:28:35: Absolut.

00:28:36: Und hast du konkrete Beispiele aus der Praxis von Gründern,

00:28:39: Gründerinnen, die gescheitert sind und sich dann selbst wieder

00:28:42: rausgetugen haben aus der Situation?

00:28:44: Also um meine eigenen Aussage treu zu bleiben von vorher,

00:28:48: es wäre jetzt schade, wenn ich irgendwelche Unicorn Founder

00:28:51: aufzähle und sage und dann sind die gescheitert,

00:28:54: aber jetzt so dermaßen erfolgreich.

00:28:56: Was ich aber sagen will, ist, ich habe mit so vielen Klienten

00:29:01: zusammengesessen, als sie das Gefühl hatten,

00:29:05: als wären sie so maximal gescheitert,

00:29:07: dass eigentlich kein Weg mehr ausgibt,

00:29:10: ob es jetzt gescheiterte Gründungsbeziehungen waren.

00:29:12: Oder sie gemerkt haben, oh Gott, wir müssen jetzt pippeln,

00:29:17: weil das, an dem wir die letzten zwei Jahre gearbeitet haben

00:29:19: oder vier Jahre hat, sogar mal.

00:29:21: Das macht eigentlich gar nicht mal so viel Sinn,

00:29:24: das haben wir jetzt herausgefunden.

00:29:26: Aber gescheiterte Gründungsbeziehungen,

00:29:30: bei denen jeder jeweils wieder gegründet hat

00:29:33: und zufrieden ist und erfolgreich ist,

00:29:35: habe ich gesehen und begleitet.

00:29:37: Ein Pivot, der inhaltlich komplett anders war

00:29:42: und dann aber den aufgeweist hat, wie Resilienz sie sein können

00:29:47: und dass sie jetzt noch viel erfolgreicher in dieser Idee sind.

00:29:51: Das habe ich auch oft gesehen.

00:29:53: Und davon gibt es etliche Beispiele.

00:29:55: Und ich glaube, wichtig ist einfach,

00:29:57: dass man sich selber beweisen kann, dass man wieder aufsteht.

00:30:01: Und nicht, weil man so hart zu sich selber ist,

00:30:03: sondern weil man den Mut hat, wieder etwas auszuprobieren

00:30:07: und man sich das zutraut.

00:30:08: Und die kann in der Kultur fördern,

00:30:10: die genau diese Mentalität widerspiegelt?

00:30:12: Ich glaube, indem wir erkennen, wie vielfältig Scheitern ist.

00:30:15: Also, ich glaube, Scheitern ist nicht nur eine Insolvenz anmelden.

00:30:21: Oder eher die Wahrnehmung vom Scheitern

00:30:24: ist nicht nur eine Insolvenz anmelden,

00:30:25: sondern kann auch zum Beispiel das Pivot sein.

00:30:29: Also, ich merke das oft, dass Frauen da nicht das Gefühl haben,

00:30:33: dass ihre Investoren ein Gefühl dafür haben,

00:30:37: wie dermaßen anstrengend, das ist eine Idee,

00:30:40: aus dem Fetz da zu schmeißen, an der man lange, lange gearbeitet hat.

00:30:44: Und darüber muss gesprochen werden.

00:30:47: Also, Erfolgsgeschichten beleuchten, bevor sie in Erfolg waren

00:30:52: und zu erkennen, wie wichtig Scheitern in diesem Lernprozess war

00:30:56: oder auch in diesem Erfolg war.

00:30:58: Und wie jeder auch Scheitern unterschiedlich definiert,

00:31:01: etwas, was du zum Beispiel erschleitern definieren würdest,

00:31:04: wäre für mich eine ganz andere Sache.

00:31:06: Und da, glaube ich, wird Sensibilität und eine Offenheit für gebraucht.

00:31:11: Und ich glaube, wir wegen wir uns auch hin,

00:31:14: aber das müssen wir alle üben. - Ja, ja.

00:31:17: Ich mochte den Satz ganz besonders,

00:31:18: Erfolgsgeschichten beleuchten, bevor sie zu Erfolg werden.

00:31:22: Und dann sind wir eigentlich auch schon am Ende.

00:31:23: Ich habe eine allerletzte Frage an dich, Ariela.

00:31:25: Welche 3-Key-Learnings sollten unsere Zuhärende aus unserem Gespräch mitnehmen?

00:31:29: Also, ich glaube, weil ich vorhin erwähnt hatte,

00:31:33: dass ich das gerne mit Frauen anmache, bevor sie loslegen.

00:31:37: Das wäre auch schon mein erster Punkt.

00:31:39: Also, Affordable-Loss-Prinzip, meine Hinterfragen.

00:31:42: Wie viel Verlust kann ich aus einer ganz rationalen Perspektive hinnehmen?

00:31:49: Um da für sich in Rahmen zu schaffen,

00:31:51: in diesem Rahmen muss ich mich austoben.

00:31:54: Und dadurch hat man nicht diese Schockstare,

00:31:57: in die man sich, glaube ich, begibt.

00:31:59: Und da, ja, genau seine eigenen Grenzen mal zu definieren.

00:32:04: Das zweite ist, unterscheide, ob etwas oder ob jemand gescheitert ist.

00:32:09: Oder für dich selber ist mein Projekt gescheitert,

00:32:12: oder bin ich gescheitert?

00:32:15: Und hier muss man auch noch mal für sich selber definieren,

00:32:17: was heißt denn "scheitern"?

00:32:19: Weil man, ich habe einen Vertrieb gearbeitet, eine Zeit lang,

00:32:22: lette ich danach jeden Cold-Call,

00:32:25: der nach vier Sekunden rum war, weil die Person gesagt hat,

00:32:29: "Belogen, sie mich nie wieder an",

00:32:31: als Scheitern definiert hätte.

00:32:33: So viel Scheitern hätte ich gar nicht ausgehalten an einem Tag.

00:32:36: Das heißt, da auch für sich selber nochmal definieren.

00:32:38: Was definiere ich als Scheitern?

00:32:40: Und wie sehr lasse ich das mich mitnehmen?

00:32:44: Also, einerseits, was ist Scheitern für mich?

00:32:48: Und wenn ich Scheitere, ganz klar auch nochmal diese Distanz,

00:32:52: wenn ich wirklich gerade als Mensch gescheitert,

00:32:54: die Frage nochmal einfach für sich selber stellen

00:32:58: und das für mich auch nochmal zu meinem dritten Punkt ist,

00:33:01: einfach mal selbst für Sorge mehr erleben.

00:33:04: Weil die Wissenschaft bestätigt,

00:33:07: dass selbst für die Sorge hilfreich ist und erfolgsfördernd ist.

00:33:12: Und das ist, glaube ich, extrem wichtig

00:33:15: für jede Person im Unternehmertum zu wissen.

00:33:19: Mhm, ja.

00:33:21: Ich könnte mir kein besseres Ende vorstellen, Ariela.

00:33:23: Vielen Dank für alle spannenden und praktischen Insights.

00:33:26: Es war mir eine Freude, dich für den Podcast begrüßen zu dürfen.

00:33:29: Vielen Dank für deine Interesse.

00:33:31: Das hat immer wieder großen Spaß mit dir gemacht.

00:33:33: Danke schön.

00:33:35: Vielen Dank auch an euch, liebe Zuhauerende,

00:33:37: dafür, dass ihr wieder mit dabei wart.

00:33:39: Hinterlasst uns gerne eine Bewertung vor allem Streaming-Portal

00:33:42: oder schickt uns eine E-Mail an podcast@fürgründer.de.

00:33:45: Für Abschieden möchte ich mich noch mit einem Zitat

00:33:47: des Nobelpreisträgers für Literatur Samuel Beckett,

00:33:50: der Schalter.

00:33:51: Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt, besser gründen.

00:33:54: Das war "Besser gründen", der Podcast von FürGründer.de.

00:33:58: Weitere Folgen mit spannenden Gästen

00:34:00: findest du auf FürGründer.de/podcast.

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